Lasst die Puppen tanzen!

Geschrieben von tkies am 20.10.05 um 11:59:40. Radio mephisto 97.6 / Faustschlag

Wenn Lebloses zu leben beginnt und Erwachsene genauso wie Kinder in eine Fantasiewelt entführt werden, hat Jost Braun mit seinem "Theater im Globus" die Finger im Spiel. In seinen Inszenierungen versucht er, Stimmungen entstehen zu lassen, Spaß zu bereiten und mit dem Publikum in Kontakt zu treten. Jost Braun bietet dabei Puppentheater fern vom "Kasperle-Klischee." Merle Nümann hat mit dem Puppenspieler hinter die Kulissen geschaut.

Eigentlich mit einem Diplom in Malerei und Grafik der HGB ausgestattet, kam Jost Braun über kleinere Umwege zum Puppenspiel. Das Interesse am Theater wuchs mit der Zeit, entscheidend war dann der Kontakt zu Puppenspielern. Mitte der Achtziger wurde "Brauns neues Puppentheater" gegründet, der Vorgänger zum heutigen "Theater im Globus". Seit den Neunziger Jahren existiert dieses Theater, allerdings schon seit einigen Jahren ohne feste Spielstätte. Das "Theater im Globus" reist herum, in Leipzig und außerhalb bis ins europäische Ausland, dort verzaubert es das Publikum mit seinem Puppenspiel. Beteiligt ist dabei eine eingeschworene Gruppe von Spielern, Musikern, Puppenbauern und Ausstattern. Was Jost Braun an seiner Arbeit wichtig ist, wird in den Stücken deutlich.

"Es geht eigentlich immer darum viele Leute zu erreichen. Auch uns nicht zu begrenzen auf eine bestimmte Altersgruppe oder auf eine bestimmte soziale Schicht. Oder, dass man jetzt sagt, wir machen nur für Intellektuelle, oder für Normale. Sondern es muss so eine gewisse, allgemeine Kompatibilität haben."

Mit mehreren Deutungsebenen in den Inszenierungen gelingt es, auf jedes Alter einzugehen. Die Stücke geben jedem Zuschauer selbst die Möglichkeit, sie für sich zu entdecken. In den Jahren der intensiven Arbeit hat sich die Position des "Theaters im Globus" in Leipzig gefestigt.

"Gut, da müsste man jetzt ein bisschen selbstbewusst einfach sagen, dass die Aktivitäten, die wir da seit wirklich vielen Jahren nun schon machen, ich kann das jetzt gar nicht ausrechnen, schon dazu beigetragen haben, das diese Sparte, oder auch dieses Genre Figurentheater/Objekttheater in Leipzig einen Stellenwert bekommen hat. Das hat es also vor der deutschen Wiedervereinigung gar nicht gegeben."

Die Produktionen werden meist privat finanziert. Das Interesse, vor allem gute Kinderstücke zu finanzieren, ist jedoch leider gering. Öffentliche Förderungen bleiben meist aus und doch hat das Theater Erfolg. Deshalb kam man 1992 auf den Gedanken, ein Festival zu veranstalten. Damals spielten aus finanziellen Gründen vor allem Freunde und Bekannte für die Zuschauer. Das Konzept ging auf und schon im zweiten Jahr beteiligte sich die Stadt mit Fördermitteln. Das Festival etablierte sich. Mittlerweile findet das "Festival für Figuren-, Objekt und Anderes Theater" zum 14. Mal in Leipzig statt. Diesmal zwar wieder ohne öffentliche Mittel, doch schon jetzt sind alle Nachmittagsvorstellungen ausverkauft. Neben deutschen Künstlern sind in diesem Jahr auch Gäste aus der Schweiz und aus Prag vertreten. Bei der Auswahl der Akteure achtet Jost Braun auf verschiedene Dinge.

"Erstens sollen die Sachen sehr künstlerisch und handwerklich gut und überzeugend gemacht sein. Vom Spiel, von der Textvorlage, der Ausstattung her. Also rundherum ein Gesamtkunstwerk darstellen und zum anderen interessant für das Publikum sein. Das muss jetzt nicht immer so diese Kompatibilität mit allen unbedingt haben. Es kann auch mal eine experimentelle Sache sein, die dann auch wirkl/ich nur spezielle Leute annehmen können."

Das Programm verspricht abwechslungsreiche Stücke. Puppentheater, wie es die meisten wahrscheinlich noch nie erlebt haben.

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