"Piskanderdula"
(Archa Theatre, Tschechien)


Surreales Marionettentheater

"Vera Ricarová und ihr Partner und Assistent Frantisek Vitek machen unter dem lautmalerischen Titel Piskanderdula Theater für Erwachsene. Ins fahle Bühnenlicht stellen sie Visionen. die Angstträumen eines Goya oder Kubin entwichen sein könnten. Eine hüfthohe Kopffigur, den Mund höllisch aufgerissen zwischen Lachen und Entsetzen. wird aufgeklappt. Drinnen nisten drei Puppen, von denen sich zwei prügeln und boxen, während eine kopfüber durch den hohlen Schädel baumelt und die Zunge durch die Fratzenöffnung schiebt. Gleichzeitig zieht ein Uraltgrammophon aus knisternden und rauschenden Schellackplatten eine seltsam kalte Geräuschmusik. Das Duo aus der Marionettenhochburg Prag lässt die Puppen tanzen: erschreckend surreal.
Vielfältig umspielen sie denn auch das Gedankenbild des Menschen als Marionette. Frau Ricarová hämmert auf eine Tastatur ein, um eine Figur allerlei Glöckchen bimmeln zu lassen. Feingliedrig harmonisch, also klassisch, dreht sie mal eine Holzmadame zwischen zwei Spiegeln und zur Melodie einer Spieluhr immerzu im Kreise. Und grob, fahrig und unkoordiniert lässt sie bald die Gliederpuppen mitsamt ihrem eigenen Menschenkörper hölzern zusammensacken. Sie reisst Beine und Arme aus ihrem organischen Zusammenhang, um sie in den Köpfen der Zuschauer erneut miteinander zu verklammern. In ihrer Welt am Draht, mechanisch und fremdgesteuert, ist auch der Bühnenkasper nicht mehr zum Scherzen aufgelegt. Er stirbt, ausgezehrt und hässlich keifend, einen müden Tod."
(Roland Müller / Stuttgarter Zeitung)

Diese mittlerweile legendäre Vorstellung ist kein Theaterstück im engeren Sinn. Rein äußerlich Ist
Piskanderdula eine Begegnung mit verschiedenen Arten von Puppen und mechanischen Geräten. Doch es dauert nicht lange, dann wird man in den Bann dieses Spiels gezogen, erlebt sich als Kind zurückversetzt auf Irgendeinen dämmrigen Dachboden. Doch auch die Nostalgie täuscht. Dieses Spiel trägt uns nicht betulich vor die Schaukästen einer verklärten Kindheit, sondern führt uns direkt in deren mythisches Reich, in jenen Dschungel aus Zorn und Zartheit, Mutwilligkeit und Ohnmacht. In dem Aufsteigen des Reckturners an seiner Stange, dem mit Erregung hinausgezögerten leichten Kippen des Kopfes, dem wilden Herumschleudern des Körpers, das nun folgt, dem abrupten Innehalten und Auspendeln der Glieder sammelt sich magische Gegenwart. Hier wird das Medium Puppenspiel in die völlige Autonomie erhoben.

About the Production:
Piskanderdulá is a nonsense word that puppeteer Vera Ricarova and puppet-maker Frantisek Vítek found written, apparently by children, on a wall near their home. So it may not have a "meaning" but it reflects certain elements of the artists´ work: an appreciation of child's play, of serendipity, a delight in finding art in odd places, and a touch of surrealism. What it doesn't indicate, though, is that their puppet theatre is as much for adults as for children, and that while their artistic spirit may reflect the imaginative world of children, their craft reflects a very mature level of technical sophistication. The puppets are all intentionally naked. For performances, they are assembled on a tradesman's stage along with a collection of antiquated hurdy-gurdy organs, old records and musical machines.

About the Artists:
Frantisek Vítek hand-carves his puppets from wood to create a menagerie of people and creatures - dancers, acrobats, a trapeze artist, a skeleton, animals and knights in armour. Some puppets create their own surreal world, for instance the huge woodenhead that opens up mechanically to reveal a pair of sparring boxers: the top of his head, in the meantime, provides a base on which the trapeze artists flips around a pole. Vera Ricarova plays the instruments and manipulates the puppets - sometimes both at the same time. Vera and Frantisek have worked together in theatre in the East Bohemian town Hradec Králové for 22 years. Their independent work with puppets arose from increasing frustration with the ideological restrictions imposed by the Communist regime, which gave them the task of "raising the new childhood." Eventually they left the company they worked with and started looking for a completely new personal language. Their current work is the result.

Languages: Nonsense language

Rezension im leipzigart KUNSTJOURNAL

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